A1 Familie

Ich war so stolz auf dieses Unternehmen und darauf, Teil der A1 Familie zu sein!

Stolz, dass wir es geschafft haben, ohne Kurzarbeit durch die Corona-Krise zu kommen. Stolz, dass wir die Digitalisierung Österreichs vorangetrieben haben und diese selbst im Homeoffice vorgelebt haben. Stolz, in einem zukunftsweisenden Unternehmen zu arbeiten, das neue flexible Arbeitszeitmodelle ermöglicht.

Eigentlich sollte mein stolzes Lächeln das perfekte Bild für die A1 Smile Kampagne ergeben – doch das Lachen ist mir vergangen

Nearshoring

Diesen Begriff haben jetzt einige von uns in aller Deutlichkeit kennenlernen müssen! Es ist die Verlagerung betrieblicher Aktivitäten ins nahegelegene Ausland – im konkreten Fall nach Bulgarien.

In einem von Sonja Wallner eilig einberufenen Termin ohne Agenda wurden alle CFO Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kenntnis gesetzt, dass Arbeitsplätze bis Ende März nach Bulgarien „verschoben“ werden. Es dauerte, bis die Message sackte und wir zu verstehen begannen, dass diese Arbeitsplätze hier in Österreich abgebaut und in Bulgarien aufgebaut werden. Selbst direkt betroffene Kolleginnen und Kollegen wurden zuvor nicht informiert und hörten hier zum ersten Mal von der Auflösung ihrer Teams.

In den Medien wird nun von Unternehmens Seite kalmiert und lediglich von 24 Arbeitsplätzen aus Buchhaltung und Einkauf gesprochen, die in Bulgarien gebündelt werden. Doch es wäre naiv zu glauben, dass es damit getan sei! Selbst CFO Sonja Wallner hat gegenüber ihrem versammelten Team von einem „ersten Schritt“ gesprochen.

 Eigene Projekte dafür gibt es seit geraumer Zeit: Fit4Future und One2Support! Letzteres verfolgt das Ziel, nicht standortgebundene Tätigkeiten im Servicebereich über die Gruppe hinweg in einem zentralen Service Center in Europa zu bündeln. Wie wir jetzt wissen: in Österreich wird es nicht sein!

Salamitaktik

Die Taktik ist klar: still und leise versucht man uns die Wahrheit scheibchenweise, möglichst harmlos zu erzählen. Erst war es die Verlagerung von Arbeitsplätzen im Technikbereich in die bulgarische Billiglohn-Tochter. Dann traf es HR-Arbeitsplätze in der Reisekostenabrechnung und jetzt den CFO Bereich. Bereits gegen Ende des Jahres wird der nächste Accounting-Bereich „durchleuchtet“. Doch wo endet die „Bulgarisierung“

Von höchster Brisanz in diesem Zusammenhang ist der Nearshoring-Gesamtplan (Historie und Zukunft). Denn die derzeitige Salamitaktik verschleiert das wahre Ausmaß der Entwicklung und verhindert die Transparenz für unsere Kolleginnen und Kollegen. Man möchte sich nicht in die Karten schauen lassen – zu groß könnte der Protest werden, wenn die Gesamtzahl der betroffenen Arbeitsplätze publik werden würde.

Wertschätzung

Es ist nicht lange her, da waren gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das größte Kapital eines Unternehmens! Zu erkennen, dass alles was man in der Vergangenheit geleistet hat, optimiert, begleitet und verbessert hat, nun nichts mehr zählt, ist meine größte persönliche Niederlage. Wenn die Belegschaft nur noch auf den Kostenfaktor reduziert wird, ist die individuelle Leistung nichts wert

Doch nach dem Knowhow, das seit vielen Jahren hier in Österreich aufgebaut wurde, giert der Konzern wie ein Geier. In einem mehrmonatigen Knowhow-Transfer wird den betroffenen Kolleginnen und Kollegen abverlangt, die bulgarischen Arbeitskräfte noch selbst einzuschulen. Auf die enorme seelische Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wird dabei keine Rücksicht genommen. Hauptsache: „Just in time, scope and quality!

Ein stolzer Blick auf „unsere A1 Familie“ gelingt mir nach diesen Entwicklungen nicht mehr! Was bleibt, ist die enorme Enttäuschung und das verlorene Vertrauen!

©Athena